Bereits im vorigen Sommer hatten wir uns überlegt gehabt, uns mal mit dem Thema Barfußschuhe auseinanderzusetzen. Über einen Bekannten hatten wir uns im Vorfeld über diverse Marken informiert und Tipps geben lassen. Wir hatten bisher noch keine, aber uns gefiel der Gedanke unsere Füße nicht in irgendwelchen Schuhen in der sommerlichen Hitze einsperren zu müssen.
Kurz angetestet hatten wir leguano Barfußschuhe bereits im Herbst/Winter 2019 in einem leguano Shop in Karlsruhe und wir hatten uns vorgenommen auch wieder in diesem Ladengeschäft die Schuhe im Frühjahr zu kaufen.
Der Kauf
Dann kam Anfang 2020 der Lockdown und wir wurden, wie viele von euch auch erst einmal zwangsläufig faul und haben uns zu Hause eingeschlossen soweit es ging. Als die Lage nicht besser wurde, war klar, dass man sich auch ohne Fitnessstudio und Co. Irgendwie fit halten wollte und musste.
Der Entschluss wurde gefasst für den Anfang jeden Tag eine schöne Runde Spazieren beziehungsweise Wandern zu gehen, allerdings war der Schuhschrank für dieses Vorhaben nicht sehr üppig bestückt und man wollte nicht jeden Tag die Wanderschuhe anziehen. Vor allem nicht, für nicht allzu lange oder allzu geländegängige Routen.
Hier kam unser Plan Barfußschuhe zu testen wieder auf den Tisch. Allerdings konnten wir Lockdown bedingt leider nicht wie ursprünglich geplant in Karlsruhe im Laden die Schuhe kaufen. Wir haben sie dann über den leguano Online Shop bestellt.
Ich habe mir die sehr schicken leguano energy black gegönnt und meine Frau hat sich für die leguano city black entschieden.
Der erste Gang
Sven
Für mich als fast ausschließlich Anzugsschuhträger war der erste Gang eine deutliche Umstellung. Barfuß bin ich in meinem Leben eigentlich noch nie wirklich gelaufen. Ich hatte mir einen recht steifen langen Schritt angewöhnt, der zu Barfußlaufen mal so gar nicht passte. Die leguano Webseite hat hierzu einige Informationen und empfiehlt an der Stelle den Ballengang.
Bevor unnötige Diskussionen entstehen, möchte ich an der Stelle den folgenden Artikeln vorgreifen und euch sagen, dass der Ballengang nützlich ist, aber keine dauerhafte Gangart. Hier streiten sich die "Experten", wie bei so vielen Themen, was nun wirklich "richtig" ist. Ihr müsst es für euch selbst ausprobieren, was euch gut tut und wie ihr am besten euch bewegen könnt. Für mich war der Startpunkt beim Ballengang nach wie vor keine schlechte Idee, da ich damit eine bewusste Umstellung vollzogen habe, um mir das Gehen bewusst zu machen. Heute benutze ich sowohl den Fersen-, als auch den Ballengang.
Ungeübt wie ich war, bin ich mit den neuen Schuhen und im Ballengang losgelaufen und hatte einen im Nachhinein zu großen "Spaziergang" im Sinn, denn wir sind direkt eine größere Strecke gewandert. Meine Füße hatten prinzipiell keine Muskulatur und Polster für das Barfußlaufen. Ich spürte wirklich jeden einzelnen Stein und zuckte des Öfteren schmerzhaft zusammen, wenn ich mit dem Fuß wieder auf einen gefühlt riesigen spitzen Stein getreten bin. Nun gut der Waldboden ist ja bald erreicht, da sollte es dann besser werden.
Meine Frau hatte an diesem Tag noch keine Barfußschuhe, da die bestellten Schuhe für sie zu groß waren. Da merkte ich als erstes, trotz dass ich größer war, war sie jetzt deutlich schneller und ich hatte wirklich Mühe ihr hinterherzukommen. Meine Schrittlänge wurde durch den Ballengang deutlich kürzer und durch unterschiedliche Muskelbeanspruchung wurde das Laufen auch anstrengender.
Auf den letzten Kilometern war ich vollkommen fertig, meine Fußsohlen haben geschmerzt und ich konnte fast nicht mehr auftreten. Die Schuhe waren bequem und toll. Ich merkte nur, dass ich noch einiges an Training vor mir hatte. Sinnvoll wäre jetzt gewesen, dass ich die Strecken reduziert und ab und an zwischendurch mal eine Barfußpause einlegt hätte. Ich wählte aber den harten Weg und machte ungebremst die nächsten Tage und Wochen weiter. Jedes Mal wenn man dachte, dass der Muskelkater nicht noch schlimmer werden konnte, wurde er noch schlimmer. Meine Füße hatten sich angefühlt als ob jemand sie mit einem Hammer bearbeitet hätte. Irgendwann sah ich es ein und machte ein paar Tage eine Barfußpause und ging mit Wanderschuhen laufen, sodass sich die Füße wieder erholen konnten.
Daher meine Empfehlung an euch: Geht es langsam an und seit nicht so stur wie ich. Wenn man trainiert, braucht der Körper Pausen und das Umstellen auf Barfußlaufen ist genau das, ein frisch angefangenes Training.
Über die Zeit wurde es immer besser und Stand heute, laufe ich nur noch mit Barfußschuhen.
Sandra
Ich bin das Barfußlaufen schon von Kindheitstagen gewohnt. Vor allem meine Großeltern hatten schon immer sehr viel Wert darauf gelegt, dass man regelmäßig barfuß läuft und sich auch an unterschiedliche Untergründe und Temperaturen gewöhnen sollte. So war es ein typischer Wettstreit gewesen im Sommer barfuß auf Kies- oder Waldböden mit nahezu ungebremsten Tempo spazieren zu gehen und dabei möglichst unauffällig das Gesicht zu verziehen, wenn doch mal wieder ein spitzer Stein dazwischen war.
Allerdings, die Kindheit war irgendwann vorbei und über Jahre, eigentlich sogar Jahrzehnte, trug ich im Alltag fast ausschließlich High Heels und nur zum Sport oder Wandern das entsprechend benötigte Schuhwerk. Flache Schuhe trug ich im Alltag eher selten. Entsprechend haben sich in den letzten Jahren mein unterer Rücken und die Schulter-Nacken-Partie verstärkt bemerkbar gemacht. Auch wenn ich mir stets einredete mit Training und Laufen für ausreichend Ausgleich zu sorgen. Spoileralarm: Nope!
Ausschließlich im Sitzen vor dem PC zu arbeiten und hohe Schuhe zu tragen, können durch 2h Training 3x die Woche und am Wochenende wandern nicht ausgeglichen werden.
Naja, nachdem ich Sven mehrere Tage mit seinen Barfußschuhen vor sich hin leiden gesehen habe (obwohl er schon sehr versucht hatte, sich wenig anmerken zu lassen) und ich mir auch das eine oder andere hämische Lachen nicht verkneifen konnte, erhielt ich dann auch endlich mein erstes Paar leguanos. Oh, oh, hoffentlich blamiere ich mich jetzt nicht.
Wir wählten für meinen Jungfernausflug die gleiche Strecke wie bei Sven. Er riet mir davon ab, aber nach wie vor war ich der festen Überzeugung, dass ich eine wesentlich bessere Ausgangssituation als er hatte. Puh, und so war es dann zum Glück auch. Kein Muskelkater, keine schmerzenden Füße etc.
Anders als Sven, hatte ich mir im Vorfeld null damit auseinander gesetzt, wie man „richtig“ mit Barfußschuhen läuft. Ich bin einfach losmarschiert, wie sonst auch.
Allerdings, wenn eine Strecke mit viel spitzem Kies kommt, dann muss man tatsächlich vorsichtiger Auftreten. Somit wurde auch ich zum bewussteren Laufen gezwungen. Eines Tages hatte ich Verspannungskopfschmerzen und wollte durch einen schönen Spaziergang die Schulter-Nacken-Muskulatur entspannen. Bei jedem Auftreten dröhnte es in meinem Kopf und ich merkte erst einmal, wie schwerfällig ich wohl laufe. Hier versuchte ich es das erste Mal mit dem Ballengang und bewusster zu gehen. Man ist deutlich langsamer unterwegs, daran muss man sich erst einmal gewöhnen, aber je nachdem wie die Bodenbeschaffenheit ist, ist es eine gute Ergänzung.
Heute benutze ich eine Mischung aus Ballen- und Fersengang, je nach Schuhwerk und Laufstrecke. High Heels trage ich so gut wie gar nicht mehr. Sie tun mir tatsächlich überhaupt nicht gut, aber je nach Veranstaltung und Outfit, gehört das eben manchmal dazu.
Wettertauglichkeit und Bodenhaftung
Auf trockenem Boden hat man mit den leguano Schuhen einen sehr guten Halt und kann problemlos alle Untergründe bewältigen. Das Obermaterial ist angenehm luftig und man kann die Schuhe gut ohne Socken tragen. Selbst in der größte Hitze wird es im Schuh nicht zu heiß und man kann auch mit Schuhe die Füße mal schnell in Wasser halten und sie erfrischen.
Sobald es regnet hatten wir dann unsere Probleme bei nasser Erde. Hier wurde eine sonst ohne Probleme zu bewältigende Strecke doch schnell zu einer Rutschparty. Sobald genug Struktur im Boden durch Gras vorhanden war, war es aber kein Problem. Durch das netzartige Obermaterial sind die Schuhe natürlich absolut wasserdurchlässig. Aber gerade im Sommer empfanden wir dies als sehr angenehm, wenn man dann mal durch Regen etwas abgekühlt wurde.
Auch im Herbst/Winter kann man die Schuhe dann gerne weiter Tragen, allerdings dann nur wenn es trocken ist und ab circa 10°C Außentemperatur haben wir Socken angezogen.
Laufleistung
Im Mai hatten wir die leguano Schuhe gekauft und mussten nach 2 Monaten allerdings feststellen, dass das Profil der Sohle bereits sichtbar abgelaufen war. In dieser Zeit liefen wir pro Tag circa 5 - 9 km. Die Strecken hatten einen gemischten Untergrund mit Asphalt, Schotter und Waldboden. Am Wochenende waren es längere Routen, jedoch nicht immer mit Barfußschuhen. Mit 30 Tagen pro Monat dürften es circa zwischen 300 und 540 km gewesen sein.
Es waren unsere ersten Barfußschuhe und daher haben wir unvoreingenommen beim Support nachgefragt, ob das den normal wäre, wie viele km eine Sohle normalerweise halten würde und wann die Sohle als "abgelaufen" gilt. Die Antwort was sehr freundlich und zuvorkommend:
"Es sind immer mehrere Faktoren, die dabei eine Rolle spielen wie zum Beispiel Größe, Gewicht und Gang eines Einzelnen.
Auch ist es abhängig vom Untergrund (Waldboden, Asphalt) wie schnell sich das Lifolit abbaut.
Es kann verglichen werden wie bei einem Radiergummi.
Ihrem Bildmaterial nach zu urteilen handelt es sich dabei um einen normalen Abrieb- das Logo ist noch eindeutig und gut zu erkennen.
Selbstverständlich haben Sie die Möglichkeit Ihre leguano zur Überprüfung einzusenden.
Bitte nutzen Sie zur Einsendung unseren Retouren Begleitschein im Anhang."
In einer zweiten Mail, wurde dann auch die Frage nach dem Zeitpunkt des vollständigen Ablaufens beantwortet mit "wenn unser leguano Logo nicht mehr zu erkennen ist dann gilt die Sohle als abgelaufen".
Fazit
Die Barfußschuhe von leguano sind sehr bequem und man spürt sie am Fuß überhaupt nicht. Auch das Mesh ist sehr luftdurchlässig und so wird es auch im Sommer nicht zu warm in den Schuhen. Die Sohle ist sehr flexibel und bietet mit seinen Runden Noppen dennoch ganz guten Halt auf trockenem Boden.
Die Laufleistung hat uns für den Preis enttäuscht. Mit einem Preis zwischen 150 und 200 € sollte der Schuh nach 2-3 Monaten nicht abgetragen sein.
Uns hat das Laufgefühl aber sehr gut gefallen und daher würden wir leguano Barfußschuhe auch gerne weiterempfehlen, aber nicht um jeden Tag mehrere km zu laufen.
Wir hatten dann im Mai beschlossen uns direkt unser zweites Paar Barfußschuhe zu suchen und dieses Mal auf eine langlebige Sohle zu achten. Hier sind wir dann bei Vivobarefoot gelandet und tragen diese seit Juli hauptsächlich. Aber das ist dann Inhalt des nächsten Artikels.
Die leguano existieren noch und werden auch noch gerne weiter getragen, allerdings nicht mehr als Dauerläufer. Für kurze Strecken zum Bäcker, ein gemütlicher Ausflug in den Park, zum Schlendern in der Stadt oder einfach von zu Hause ins Auto und vom Auto ins Einkaufen und zurück sind sie immer noch sehr, sehr angenehm. Für lange Spaziergänge oder zum Wandern, würden wir allerdings zu anderen Barfußschuhen tendieren.
Für jemand, der noch nie Barfuß gelaufen ist und auch etwas empfindlichere Fußsohlen hat, würden wir auch eher etwas starrere Sohlen für den Anfang empfehlen um sich an das Barfußlaufen zu gewöhnen. Wenn man schon geübt ist, sind leguano Barfußschuhe definitiv eine Bereicherung im Sortiment.