Im Jahr 2020 änderte sich für viele Menschen auf der Welt grundlegend die Arbeitssituation. Auch bei uns war das der Fall, denn wir durften ab März 2020 dauerhaft ins Homeoffice wechseln.
Ein Teil des Equipments kam vom Arbeitgeber prinzipiell hatten wir auch eine recht solide Ausstaffierung Zuhause hatte. Dennoch bemerkten wir alsbald, dass ein deutlicher Unterschied zwischen 2-3 Tagen Homeoffice pro Woche und dauerhaft Homeoffice besteht.
So rollte irgendwann auch der Bürostuhl in den Fokus. Wir selbst haben mit den klassischen Bürostühlen noch nie wahnsinnig gute Erfahrungen gemacht. Weder im niederen noch im höheren Preissegment. Erschwerend kommt bei Sandra die unterdurchschnittliche Körpergröße hinzu.
Wir bekamen irgendwann den Tipp von guten Freunden uns Gaming Stühle anzuschauen. Im mittleren Preissegment würde sich mit Sicherheit auch was für Sandra finden lassen.
Wir suchten im Internet und irgendwann schlug dann auch die Werbeindustrie zu und wir bekamen auf allen Geräten nur noch Werbung von den verschiedensten Stuhlherstellern angezeigt.
Eine Firma fiel uns besonders ins Auge: SecretLab. Die Stühle sahen sehr schön aus, machten auf dem ersten Blick einen guten Eindruck und bekamen überall eine sehr gute Bewertung.
SecretLab hat drei Varianten, welche sich an der Körpergröße orientieren. Wenig überraschend würde für Sandra die kleinste Variante in Frage kommen, die SecretLab Omega. Den Omega bekommt man entweder mit Kunstleder (PRIME™ 2.0 PU Leather), Stoff (SoftWeave® Fabric) oder Napa Leder(NAPA Leather). Echtes Leder muss man den Tieren zuliebe nicht unbedingt nehmen, wenn es Alternativen gibt und von Kunstleder sind wir nun auch nicht so begeistert. Daher fiel bei uns die Wahl auf Stoff. Sandra suchte sich den „Charcoal Blue“ heraus.
SecretLab hat immer wieder Aktionen, in diesem Fall war es die Vorbestellaktion der 2020 Serie für 369 € im Dezember 2020.
Angekündigt wurde die Lieferung für Februar 2021 und so wurde er dann auch geliefert.
Auspacken und Montage
Der SecretLab Omega wurde in einem schwarzen großen 30kg Paket geliefert.
Wenn man das Paket aufmachte, strahlt einem auf Englisch ein großes „Glückwunsch, du bist jetzt der Besitzer eines brandneuen SecretLab Stuhls“ entgegen. Drehte man dieses große Plakat herum, hat man direkt die Aufbauanleitung mit großen farbigen echten Bildern vor sich. Das war der erste Pluspunkt, denn eine so gut bebilderte Anleitung ist selten.
In dem großen Paket sind gut verpackt vier große Teile, zwei Kissen und ein kleinerer Karton. Auf der Sitzfläche ist ein großer Warnhinweis, dass man den Hebel der Rückenlehnenneigung nicht vor der Endmontage betätigen sollte.
Der zweite Pluspunkt war der Geruch beziehungsweise das nicht Vorhandensein eines solchen. Alle Teile haben einen neutralen Geruch und riechen nicht künstlich oder nach Produktionsmittel.
In dem kleinen Karton waren die vier Rollen, zwei Abdeckungen für die Seite, die zwei Hebel für die Mechanik, ein kleines Päckchen mit Schrauben und Werkzeug. Ein bisschen wie eine Matroschka Puppe. Klar es ist viel Verpackung, aber man muss sehen, woher der Stuhl kommt und welche Reise er überstehen muss. Daher ein großer und dritter Pluspunkt für die sehr sichere und gute Verpackung, aus der man trotzdem alles einfach entnehmen konnte.
Der Aufbau war unspektakulär und sehr einfach. Einzig zum schlussendlichen Aufrichten sollte man groß und kräftig sein oder einfach zu zweit. Es ist schließlich einiges an Gewicht mit einem großen Hebel und Rollen, die wegrollen wollen.
Nach all diesen Pluspunkten, gab es an dieser Stelle einen ersten Minuspunkt. Der Bezug der Rückenlehne war nicht sauber verarbeitet und warf deutliche Falten an den Nähten. Mehr dazu folgt später.
Erstes Sitzen und Einstellen:
Sandra: Aufgrund meiner geringen Körpergröße von 1,58 m, durfte der Stuhl direkt auf die niedrigste Höhe eingestellt werden. Mein vorheriger Bürostuhl war mit circa 48 cm niedrigster Sitzhöhe 2 cm höher als der SecretLab. Er war marginal zu hoch, sodass ich mir irgendwann eine Fußstütze angeschafft hatte. Meine Hoffnung war nun, dass ich mit diesem Bürostuhl eventuell zukünftig sogar auf diese verzichten könnte. Nun platzierte ich also meinen Allerwertesten auf der Sitzfläche, ruckelte das Lendenkissen an die richtige Stelle und … meine Füße berührten nicht einmal mehr näherungsweise den Fußboden! Wie kann das sein?! Bei meinem alten Bürostuhl standen meine Füße fest auf dem Boden, Knie 90° Winkel. Die Fußstütze diente auf niedrigster Höhe lediglich zur Fixierung meiner Lendenwirbelsäule. Die Erklärung: die Sitztiefe. Der SecretLab hat mit dem Lendenkissen in Benutzung eine Sitztiefe von 44 cm, ohne sogar 50 cm, aber das wäre für mich sowieso keine Option. Bei meinem alten Bürostuhl sind es maximal 40 cm Sitzfläche, die ich jedoch in der Regel nur zu max. 2/3 besetzt hatte. OK, was will man machen? Ich bin es nun ja gewohnt, dass Stühle prinzipiell nie die richtige Höhe für mich haben. Das gehört für mich genauso zu meinem Alltag, wie für jeden anderen überdurchschnittlich kleinen oder großen Menschen. Und das ist auch der Grund, weswegen ich zumindest beim Stundenlagen sitzen am PC, ob nun zum Zocken oder Arbeiten ausnahmsweise mal möglichst an die Körpergröße angepasst, ergonomisch sitzen möchte, wenn es denn überall anders im Alltag nicht möglich ist. Aber ich schweife ab. Zurück zum Stuhl:
Nachdem ich mich von der ersten Enttäuschung erholt hatte, beschloss ich nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen. Schließlich hatte ich so lange auf diesen Stuhl gewartet und bis auf die unsaubere Verarbeitung der Rückenlehne, gefiel mir der Stuhl sehr. Nachdem wir nun also die Fußstütze um zwei Stufen höher gestellt hatten, setze ich mich bequem auf den Stuhl und wir begannen damit die Armstützen und die Rückenlehne fix einzustellen. Wie es sich gehört, kann man die Armlehnen in der Höhe, die Breite, der Tiefe und dem Winkel zum Körper verstellen. Ich benutze Armlehnen nun nicht wirklich, daher gibt es bei mit nur eine Anforderung: sie müssen unter meinen Schreibtisch passen, wenn dieser auf meiner niedrigsten Arbeitshöhe eingestellt ist. Bei der Rückenlehne kann eingestellt werden, ob die Lehne mit nach hinten kippt, wenn man sich anlehnt oder nicht und auch, wie stark man sich anlehnen muss, dass die Lehne kippt. Das Schöne: man kann sich bei diesem Stuhl tatsächlich in eine liegende Position bringen. Das ist besonders interessant für Leute, die zwischendurch gerne einen Powernap machen. Bisher hatte ich Rückenlehnen immer aufrecht arretiert, weil es mich ziemlich störte, wenn diese beim Dagegenlehnen nachgaben. Bei diesem Stuhl entschied ich mich jedoch, dass die Rückenlehne nachgeben durfte, wenn ich mich mit mehr Druck nach hinten lehne. Bisher hatte ich immer relativ agil auf Bürostühlen gesessen, z.B. kniend, mit übereinander geschlagenen oder unterschlagenen Beinen, im Schneidersitz etc…zwischendurch auch gerne im Stehen, jedenfalls selten länger statisch. Nun ist dieser Stuhl sehr bequem, jedoch durch das Lendenkissen, welches lediglich durch den Druck meines Rückens an Ort und Stelle gehalten wird, und die lange Sitzfläche, würde ich doch recht statisch sitzen müssen. Daher wollte ich zumindest über die Rückenlehne für ein wenig aktives Sitzen sorgen.
Der Alltagstest und Fazit
In Kombination mit der Fußstütze und mit der richtigen Platzierung des Lendenkissens, sitze ich auch an einem 10 Stunden Arbeitstag absolut ergonomisch und bequem, keine Rücken- und keine Nackenschmerzen. Ab und an den Kopf in das Kopfkissen drücken, dass Kinn ran ziehen, dann haben Verspannungskopfschmerzen keine Chance. Wofür ich mich selbst schimpfen muss: Seit ich diesen Stuhl habe arbeite ich zu wenig im Stehen, weil ich einfach zu bequem sitze. Der Stoff des Stuhls fühlt sich einfach prima an, scheint wirklich robust zu sein und die Polsterung ist auch wunderbar, gibt nicht zu sehr nach ist aber auch nicht zu hart. Bis jetzt bin ich rundum zufrieden.
Ich kann diesen Stuhl uneingeschränkt empfehlen und bei der Auswahl an Designs findet bestimmt jeder was nach seinem Geschmack.
Die Geschichte mit der Rückenlehne
Die Rückenlehne kam leider mit nicht sauber verarbeitetem Bezug. Der Bezug warf Falten an gut sichtbaren Stellen. Der Funktionalität des Stuhls tat das keinen Abbruch, allerdings erwartet man für 369 € auch so etwas wie eine Qualitätskontrolle. Also fragten wir nach.
Die Antwort hat uns dann doch etwas verwundert. Keine Entschuldigung und keine Einsicht. Man versuchte uns klar zu machen, dass der Bezug von Hand aufgezogen und vernäht wird. Da könne dies schon mal vorkommen. Nun ja, wenn ein Polsterer oder Sattler so etwas sagen würde, hätte er wahrscheinlich bald keine Kunden mehr.
Wir wollten nicht gemein sein und baten um ein Entgegenkommen. Als Antwort gab man uns die Möglichkeit eine Ersatzlehne zu liefern, aber man solle doch der Umwelt zuliebe darauf verzichten. Da wir euch aber einen umfassenden Bericht liefern wollten, blieben wir hartnäckig. Bei einem Neuwagen würden die meisten doch auch keinen Kratzer im Lack akzeptieren, zumindest nicht ohne ein Entgegenkommen in irgendeiner Form.
Nach zwei Wochen bekamen wir dann die Info, dass das Ersatzteil produziert und versandt wurde. Ein paar Tage später kam es an und wurde sogleich montiert. Glatter Bezug, saubere Nähte, jetzt war alles in Ordnung. Nur was sollten wir mit der „alten“ Rückenlehne machen? Eine Anweisung war bisher nicht eingegangen, daher fragten wir erneut nach.
Allerdings war jetzt die Umwelt nicht mehr so wichtig. Man könnte eine Abholung organisieren, aber wir könnten die Rückenlehne auch gerne entsorgen. Also statt die guten Teile wieder zu verwenden, wäre es ihnen lieber, nichts mehr davon zu wissen. Genau deswegen haben wir um eine Abholung gebeten mit dem Hinweis, dass man doch nur die Falten aus dem Bezug ausbessern müsste, dann könnte die Lehne wieder verkauft werden. Dies könne man wegen Corona nicht machen. Die Lehne müsste diese verschrottet werden, war die Antwort.
Also mal ganz im Ernst, Corona ist kein unbesiegbares Monster. Lasst den Karton zwei Wochen in der Ecke stehen und packt die Lehne für eine gewisse Zeit unter UV Licht, entsorgt den Bezug, aber dann ist mit Sicherheit alles tot. Die Polsterung, das Metall, die Federn und andere Teile können doch locker wiederverwendet werden. Diese Aktion hat SecretLab jetzt natürlich Geld gekostet, aber mit einer Qualitätskontrolle, bevor die Teile verpackt und ausgeliefert werden, hätte man sich das Ganze sparen können.
Wochenlang stand dann die Rückenlehne bei uns herum und wir warteten auf die Abholung. Immer wieder fragten wir nach und wurden vertröstet, dass der Supportmitarbeiter nicht wüsste, wann die Abholung stattfindet. Eines Tages stand dann plötzlich ein DPD Fahrer vor der Tür und war dann etwas genervt, als wir nicht vorbereitet waren auf die Abholung.
Summa summarum haben wir einen wirklich tollen Bürostuhl und der Supportmitarbeiter hat sich sehr viel Mühe gegeben, dass wir zufrieden sind. Wenn das mit der Rückenlehne ein Einzelfall war, da die Produktion gefühlt immer am Anschlag ist, sei es ihnen verziehen. Schlussendlich wurde der ja Fehler behoben.