Wenn ihr unseren Social Media Accounts folgt, habt ihr bestimmt mitbekommen, dass wir umgezogen sind. Daher mussten wir ein neues Gehege bauen, denn das Innengehege in der alten Wohnung war nur provisorisch aufgebaut und dort waren auch leicht zu reinigende Fliesen verlegt. Wir wollen euch den Bau des neuen Geheges im Detail zeigen und auch erklären, warum wir was wie und warum gemacht haben.
Die Außenvoliere, die wir für fast 1.000 € Materialkosten selbst gebaut hatten und den Bau auch hier auf der Seite beschrieben haben, konnten wir bereits in der alten Wohnung wegen des Gesundheitszustandes von Jekyll nicht mehr nutzen und haben diese komplett an ein Tierheim gespendet.
Randbedingungen in der neuen Wohnung
Die neue Wohnung hat zwar einen sehr robusten Boden verlegt, allerdings mit Fußbodenheizung und die Kleinen sollten bei uns im Wohnbereich sein, welcher nur eine Steuerung hat. Zudem wollten wir den Rest der Wohnung sauber halten und hatten bei früheren Gehegen immer das Problem, dass die Kleinen es immer wieder geschafft haben, Einstreu aus dem Gehege zu befördern. Das heißt, wir brauchten eine Lösung, um das Gehege dicht von der restlichen Wohnung zu trennen, ohne die Tiere abzuschotten und sie und auch das Frischfutter auch etwas vor der Fußbodenheizung zu schützen.
Der Platz ist das eigentliche Wohnzimmer der Wohnung mit 2,7 mal 4 m, also 10,8 qm.
Das Konzept
Eine Lösung, um die Kaninchen vor zu viel Wärme von unten zu schützen, ist Isolation durch viel Material. Einfach wegisolieren ist allerdings nicht gut, da es zu Stauwärme führt, welche zu gefährlichen und oder zerstörerischen Situationen führen könnten.
Daher kam dann die Idee auf ein Podest zu bauen, das zu den Seiten offen ist, sodass die warme Luft entweichen kann. Das Podest musste aber auch stabil sein, sodass wir als Menschen auch darauf laufen konnten. Zudem musste es gut zu reinigen und möglichst leise sein.
Wir hatten schon einmal ein Podest gebaut gehabt, welches ein wunderbarer Resonanzkörper war. Das wollten wir in einer Mietwohnung ja nun nicht wirklich. Wie also das verhindern und die gewünschte Stabilität erreichen? Die Stabilität kam durch massives Material und das sollte auch die ungewollte Akustik, hofften wir hiermit zu minimieren. Hier haben wir uns für Balken der Größe 78 mal 58 mm aus Fichte/Tanne und OSB Platten der Dicke 22 mm entschieden.
Aus eigener Erfahrung werden OSB Platten mit der Zeit sehr in Mitleidenschaft gezogen und können nicht so einfach gereinigt werden. Epoxidharz ist viel zu glatt für Kaninchen. Bei anderen Kaninchenhalter*innen haben wir gesehen, dass gerne PVC Boden verwendet werden. Wir recherchierten und fanden heraus, dass es sich dabei eher um Linoleum handelte. Dieses ist zwar ein gutes Stück teurer, aber für die Tiere ungiftig, im Gegensatz zu PVC.
Bei den Außenwänden war uns klar, dass wir kein Gitter mehr haben wollten, sondern irgendwas, das ein Vollmaterial ist, aber dennoch durchsichtig. Der erste Gedanke fiel dann direkt auf Plexiglas und andere Marken, die sich zwar nicht Plexiglas nennen durften, aber prinzipiell gleiches Material verkauften. Allerdings muss man da äußerst wohlhabend sein, damit man sich ein komplettes Gehege aus Plexiglas leisten könnte.
Etwas frustriert haben wir die Idee beiseite gelegt und waren wieder am Anfang, was wir denn nun für die Außenwände verwenden möchten. Zufällig hatte zur gleichen Zeit ein anderer Kaninchenkanal auch ihr Gehege umgebaut und von einem durchsichtigen Material, das wie Plexiglas aussieht, aber so flexibel wie ein Duschvorhang sei, berichtet. Welcher Suchbegriff schlußendlich zum Ziel geführt hat, wissen wir gar nicht mehr. Gefunden hatten wir sogenannte PC/PMMA Platten in einer Stärke von 0,5 mm, welche genau die Eigenschaften hatten und deutlich günstiger als Plexiglas waren.
Das grobe Konzept stand und den Rest haben wir etwas auf uns zukommen lassen.
Bei dem Bau dieses Geheges haben wir auch wieder neues Werkzeug gekauft. Unter anderem eine Kapp- und Gehrungssäge, einen größeren Akku für die Schleifmaschine und ein Teppichmesser mit passenden Klingen für den Linoleumboden. Da diese Gerätschaften erhalten bleiben, wanderten sie nicht mit in die Materialliste und die Kosten hinein. Die Kapp- und Gehrungssäge haben aber vieles vereinfacht und sind wirklich zu empfehlen.
Die Bodenplatte
Der Anfang war einfach gemacht. Das Rahmenholz hochkant mit einem Abstand von circa 50 – 60 cm, beziehungsweise Schulterbreit, auf den Boden legen. Das ist, haben wir uns sagen lassen, ein grober Richtwert, wenn das Podest mehrere Personen aushalten soll. Für eine bessere Stabilität sollten OSB Platten und Rahmenholz ihrer Länge nach in einem neunzig Grad Winkel zueinander stehen.
Wir hatten noch von einem anderen Gehege Trittschalldämmung übrig. Die haben wir mit Doppelklebeband auf die Unterseite des Rahmenholz geklebt. Zum Einen, um altes Material noch zu verbrauchen, zum Anderen, um eine bessere Dämpfung und einen zusätzlichen Schutz für den Boden zu erzeugen.
Darauf kam dann die erste OSB Platte, welche direkt mit den Balken verschraubt wurde. Hier durften wir dann direkt feststellen, dass neue Gebäude auch kein Garant für gerade Wände sind.
Beim Legen der Balken haben wir darauf geachtet, dass an der Stoßkante von zwei OSB-Platten direkt ein Rahmenholzbalken darunter liegt, um eine Verbindung aller Teile des Podests zu erreichen.
Die zweite OSB-Platte, welche zwischen der Ersten und dem Fenster sollte, musste eingepasst werden. Beim Abmessen und Zusägen haben wir es dann etwas zu genau genommen und die Platte passte auf den Millimeter genau und musste mit gleichmäßigen und sanften Schlägen des Gummihammers an ihren Platz befördert werden.
Schnell waren auch die dritte bis sechste OSB Platte verlegt. Die Kreissäge hatten wir ja bereits passend eingestellt gehabt und mussten die vierte und sechste OSB Platte nur noch auf der richtigen Seite absägen.
Die zuletzt verlegten OSB Platten ragten bereits über die aktuell liegenden Balken heraus und wir mussten für die letzte Reihe OSB Platten noch Rahmenholz anfügen. Durch die so geraden Wände ist es passiert, dass wir unterschiedlich lange Rahmenholzstücke brauchten, um mit der letzten Reihe an OSB Platten bündig abzuschließen. Jetzt war korrekt Messen und Rechnen angesagt. Eine Nachträgliche Korrektur wäre nur noch schwer möglich.
Aber überraschenderweise haben wir keine Fehler gemacht. Als auch die Balkenstücke mit Trittschalldämmung unter die zuletzt verlegten OSB Platten geschoben und verschraubt waren und wir die letzte OSB Platten Reihe daraufgelegt haben, durften wir mit Freude feststellen, dass auch wirklich alles bündig abschließt.
Linoleum
Wie oben bereits beschrieben, haben wir uns für den Linoleum entschieden, da er gut zu reinigen ist und keine giftigen Komponenten enthält. Wir hatten uns auch bereits eine Sorte im Internet ausgesucht gehabt, kannten den Preis und haben uns über den Hersteller einen lokalen Händler ausgesucht.
In guter Absicht den lokalen Handel zu unterstützen, sind wir dann direkt am nächsten Tag zu dem Händler gefahren und haben gefragt ob er vielleicht sogar etwas auf Lager hat. Auf Lager legen sie gar nichts mehr und sie müssen alles bestellen und wir können es dann abholen. Nun gut, wenn das so ist, dann ist das so.
Wir haben uns den Boden, den wir wollten ausgesucht und wir sahen auf dem Prospekt einen handschriftlichen qm-Preis von 48€/qm. Wir fragten ob der Preis stimmt und ja, das war der Preis, den der Händler haben wollte. Wir waren ja am Vortag noch online bei einem Händler mit 27€/qm. Ja, ein lokaler Händler muss Ladenfläche und Mitarbeiter bezahlen und dafür geben wir auch ein bisschen mehr aus, aber das war fast das Doppelte und dann noch nicht mal lagernd.
Wir baten ihn nochmal den Preis prüfen zu lassen und wie lange die Lieferung dauern würde. Am Nachmittag wurden wir angerufen und uns mitgeteilt, dass sie uns das Angebot machen konnten mit 38€/qm und die Lieferung zu ihnen würde mindestens eine Woche dauern. Dann hätten wir noch einen Sprinter mieten und 50km zum Bestimmungsort fahren müssen.
Somit hat in diesem Fall der Onlinehändler gewonnen gehabt mit seinen 27€/qm und einer versprochenen Lieferdauer von 2-7 Tage. 3 Tage später stand der LKW vor unserer neuen Wohnung und hat die Rolle vor der Haustür abgeladen.
Normalerweise macht man bei PVC oder Linoleum eine Vollverklebung mit einem speziellen Kleber. Da der Boden aber „nur“ für die Kaninchen war, haben wir uns dazu entschieden, nur die Ränder mit doppelseitigem Klebeband für Bodenverlegung zu befestigen. Die Außenwände sollten auf dem Boden fixiert werden und dann sollte das Ganze schon irgendwie halten.
Man sollte definitiv nicht unterschätzen, wie schwer so eine Rolle mit Linoleum sein kann. Alleine schafft man das nicht zu tragen und abzurollen. Es war etwas schweißtreibend, trotz neuem Cuttermesser mit Klauenklinge, war auch das Ab- und Zuschneiden der Bahnen nicht einfach.
Die Bahnen haben wir quer zur Fläche gelegt, da die Linoleumrolle rund zwei Meter breit war und somit ziemlich genau zwei Bahnen nebeneinander passten. Um eine schöne Kante zu haben, haben wir die Bahnen überlappend in der Mitte verlegt und befestigt.
Die Idee war dann einfach mit dem Cuttermesser in einem leichten Winkel beide Bahnen gleichzeitig zu schneiden, sodass sie genau zueinander passten. Nun ja, Theorie und Praxis waren hier sehr weit auseinander, da uns auch die Erfahrung fehlte. Da wir zudem kein Schweißgerät hatten, um die Bahnen miteinander zu verbinden, haben wir schlicht eine Bodenleiste aus Edelstahl über die misslungene Schnittkante geschraubt.
Die Außenwände
Bei der Holzbeschaffung muss man immer noch recht kreativ sein. So war die ursprünglich angedachte Rahmenholzgröße nicht lieferbar. Also sind wir auf 44 x 24 mm Rahmenholzlatten in der Länge von 2,5 m umgestiegen.
Die im Internet bestellte PC/PMMA Folie hatte eine Größe von 2,05 x 1,22 m und dadurch eine perfekte Form. Die 1,22 m haben wir als Höhe für die Außenwände benutzt. Mit den Latten haben wir dann zuerst einen Rahmen gebaut, welcher etwas größer als die Folie war. Für mehr Stabilität wurde in der Mitte eine zusätzliche vertikale Latte eingebaut. Wir haben dieses Mal beim Gehegebau keinerlei Metallwinkel verwendet. Das Holz wurde immer direkt miteinander verschraubt, was zum Teil sogar stabiler, aber auf jeden Fall deutlich günstiger ist. Um ein Springen der Latten zu verhindern, wurden die Latten teilweise vorgebohrt.
Die PC/PMMA Folie wurde dann mit einem Elektrotacker auf den Rahmen gespannt. Vorher nicht vergessen die Schutzfolie zu entfernen. Das erste fertige Modul haben wir dann aufgestellt und probeweise an die Stelle gestellt, wo es hin sollte. Wir waren noch nicht ganz zufrieden.
Wir haben über die Art und Weise, wie die Wände am Boden fixiert werden sollten und die Stabilität der Wände diskutiert. Wir waren uns dann ziemlich schnell einig, dass wir, durch die dünneren Latten, um eine teilweise Konterlattung nicht drum herumkommen.
Somit haben wir am Boden und an den Seiten noch jeweils eine passende Latte auf die Tackerung geschraubt. Siehe da, die Wände waren um einiges stabiler. Zufällig sind wir ein paar Tage zuvor über ein Heimwerkervideo auf Instagram gestolpert, in dem verschiedene Arten von Holz zu Holz Verschraubungen erklärt wurden. In die zugängliche Bodenlatte der Wand wurden circa 5 zueinander schräge Löcher gebohrt und durch diese Löcher wurde das Wandelement direkt mit dem Boden diagonal verschraubt. Wir haben festgestellt, dass diese Art der Verschraubung bombenfest hält.
Wir haben uns dann zuerst auf die großen festen Wandelemente fokussiert und haben an der hinteren Wand zwei Module befestigt. An der Linken Wand und an der Stirnseite ein Modul. Das große Modul auf der rechten Seite musste etwas kürzer ausfallen, da es sonst direkt über den Steckdosen an der rechten hinter Säule geendet hätte.
Am Eingangsbereich zum Gehege, haben wir dann noch rechts und links je ein kleines, festes Stück eingebaut, da wir die Eingangstür an einer bestimmten Stelle haben wollten.
Zum Abschluss haben wir die Türen gebaut. Einmal hinten links, da dort der Telefonanschluss ist, rechts hinten, da dort eine Nische und Steckdosen sind, und natürlich die Eingangstür. Die Türen haben wir mit Scharnieren und einem Grendel Riegel als Schloß befestigt. Bei den Abmessungen der Türen haben wir es etwas zu genau genommen und diese genau so groß wie die Lücke war, gefertigt. Wenn man in Physik aber etwas aufgepasst hat, dann ist ein Objekt in seiner Diagonalen immer größer als in seiner Breite. Kurz gesagt, die Türen haben zwar in die Lücken gepasst, konnten aber nicht auf oder zu gemacht werden. Es musste die Raspel und der Exzenterschleifer wieder herhalten. Das war nochmal eine schweißtreibende Arbeit.
Feinheiten
Mit den Türen war das Gehege dann auch soweit fertig und die Kleinen konnten einziehen. An den Feinheiten arbeiten wir immer noch.
Zwischenzeitlich haben wir noch zwei runde Eckregale in die vordere linke und rechte Ecke geschraubt und diverse Haken im Gehege aufgehängt. Die Eckregale steigern nochmal die Stabilität und bieten praktische Ablagefläche. Die Haken dienen zum Schnüre spannen und Dinge aufzuhängen.
Ein Schwerlastregal ist mittlerweile auch noch eingezogen, welches auf den oberen Ebenen dazu dient das Einstreu zu lagern.
Materialliste
Rahmenholz Fichte/Tanne 200 x 7,8 x 5,8 cm Sägerau |
12 |
9,90 € |
118,8 € |
Rahmenholz Fichte/Tanne 250 x 7,8 x 5,8 cm Sägerau |
1 |
12,38 € |
12,38 € |
OSB Verlegeplatte 2050 x 675 x 22 mm |
8 |
19,22 € |
153,76 € |
Forbo Marmoleum Linoleum |
|
|
332,29 € |
Rahmenholz Fichte/Tanne 250 x 4,4 x 2,4 cm |
43 |
6,25 € |
268,75 € |
PC/PMMA Platte Folie aus Polycarbonat (PC klar 0,5 mm, 2050 x 1220) |
7 |
22,28 € |
155,95 € |
Spax T-Star 4,5 x 70 mm 175Stk |
1 |
18,95 € |
18,95 € |
Spax T-Star 4 x 60 mm 75 Stk |
1 |
8,15 € |
8,15 € |
Regalux Eckregal 40 x 40 cm Kiefer |
2 |
9,50 € |
19 € |
Übergangsprofil Edelstahl 2,7 m x 30 mm x 3,5 mm |
1 |
24,18 € |
24,18 € |
Scharnier |
5 |
1,30 € |
6,5 € |
Grendel-Riegel |
2 |
2,50 € |
5 € |
|
|
|
1123,71 € |
Fazit
Wir haben nun jetzt schon ein paar Gehege und Volieren gebaut. Jedes Mal haben wir etwas dabei gelernt und haben es beim nächsten Mal besser gemacht.
Wir sind mit dem Gehege bisher sehr zufrieden und finden, dass es wirklich bisher das beste Gehege ist, das wir gebaut haben. Stabil, leise, formschön und gut zu reinigen.
Was wir beim nächsten Mal wohl aber in Betracht ziehen werden, ist den Linoleum doch vollflächig zu verkleben, da der Boden jetzt bereits Wellen geworfen hat. Aber wir sind ja auch keine Profis und durch Fehler lernt man.