Tag 0
Wie schon in "Tagebuch des Volierenbaus für unsere Hasen - Teil 1" angekündigt, war die Materialbeschaffung nicht die einfachste Aufgabe. Um Zeit zu sparen und zur Zeit der Pandemie nicht unnötig viele Baumärkte abklappern zu müssen, wollten wir gezielt möglichst nur einen Baumarkt aufsuchen, der alles hat. Deswegen bereiteten wir uns durch Internetrecherche vor, welcher Baumarkt bei uns in der Gegend, was auf Lager hat. Laut der Webseite von Baumarkt A war Hobelware aus Douglasie in den gewünschten Maßen vorhanden sowie der gewünschte Volierendraht (wichtig: unbeschichtet, doppelverzinkt). Dort angekommen wurden wir nach draußen zu der Gartenabteilung geschickt. Die Regale waren nicht beschriftet, das Material war nicht vorrätig und was da war, sah aus, als ob es schon seit mindestens 5 Jahren dort lag (verwittert, verbogen, gerissen, etc.). Das Gleiche galt auch für den Volierendraht.
Also auf zu Baumarkt B, der laut Internet zumindest einen Teil dessen, was wir wollten, auf Lager haben sollte. Dort suchten wir erst einmal auf eigene Faust und als wir weit und breit nichts fanden, fragten wir doch nach. "Hobelware aus Douglasie ist seit Langem bestellt, aber es wird nie was geliefert und daher wurden die Regale für anderes verwendet", war die ernüchternde Antwort.
Schon leicht entnervt von dieser Situation und auch von zu vielen Menschen auf zu wenig Raum in den Baumärkten und der Tatsache, dass jedem die persönliche Komfortzone des anderen auch zu Zeiten von Corona egal zu sein schien, setzten wir uns ins Auto und recherchierten nach dem nächsten möglichen Baumarkt. Wir hatten nun schon einen halben freien Tag erfolglos mit der Materialbeschaffung verbracht, dabei wollten wir zu dieser Zeit schon fleißig mit Bauen beschäftigt sein. In Baumarkt C war dann endlich Hobelware aus Douglasie vorrätig und auch innenliegend gelagert. Die Balken aus 70x70mm in 2m und 3m Länge wurden sogleich auf den Einkaufswagen befördert.
Allerdings hatte Baumarkt C keine Latten aus Douglasie, auch nicht zum Bestellen. Es waren nur Glattkantbretter aus 100x18mm in 2m oder 3m Länge. Wir erinnern uns, eigentlich wollten wir mit 44x24mm Latten arbeiten. Frei nach dem Motto "in der Not frisst der Teufel Fliegen" entschieden wir uns spontan dazu die Bretter zu nehmen und zu Haus zu teilen, statt unnötig weitere Zeit zu verschwenden. Irgendwie würden wir das schon hin bekommen…
Volierendraht war auch keiner vorhanden, allerdings konnten wir ihn bestellen. Hier wurden wir auch informiert, dass derzeit tatsächlich ein großer Run auf den Draht und auf Hobelware wäre. Zu Zeiten der Pandemie und der damit oftmals verbundenen Kurzarbeit, würden wohl sehr viele Menschen ihre persönlichen Bauprojekte angehen. Natürlich, warum sollten wir auch die einzigen sein? 😉
Tag 1
Tag 1 des eigentlichen Baubeginns ist gekommen und ab jetzt wurde der Herr im Hause auch wieder zum Hobbyhandwerker. Vor mir stand eine Ladung 100x18x2000mm Bretter, die der Länge nach geteilt werden sollten. Nur wie?
Eine Handkreissäge hatte ich mir als Werkzeug der Wahl im Vorfeld besorgt gehabt. Praktischer wäre jetzt allerdings eine Tischkreissäge. Ich wäre ja jetzt kein Amateur Handwerker, wenn ich mir nicht eine Tischkreissäge selbst zusammenbasteln könnte.
Aus dem Keller holte ich eine alte OSB Platte, die ich auf meine zwei Holzböcke legte. Zwei der Bretter dann noch mit Schraubzwingen auf der Platte fixieren, damit die Auflagefläche groß genug ist, und den Anschlag an die Kreissäge montiert. Sah eigentlich ganz gut aus, bis zu dem Moment, an dem man an einer Schraubzwinge vorbei musste. Wie man es drehen oder wenden wollte, der Anschlag der Kreissäge war immer im Weg.
Eine andere Lösung musste her.
Tag 2
Nachdem ich eine Nacht über den provisorischen Sägetisch schlafen konnte, wurde der zweite Versuch gestartet. Ich suchte aus meinen Holzresten drei gleich hohe und eine höhere Latte oder mehrere Lattenstücke. Zumindest teilweise sollten die Latten die zwei Meter erreichen. Dann wurde die höchste und eine niedrigere direkt an den Anfang der OSB Platte geschraubt. Mit etwas Abstand für das Sägeblatt wurden die zwei weiteren Latten auf die OSB Platte geschraubt. Auf die Latte, welche den Anschlag für das Brett bildete, wurde dann noch eine breitere Latte als Anschlag für die Kreissäge aufgeschraubt. Das Verhältnis zwischen Anschlag für das Brett und Anschlag für die Kreissäge wurde hierbei so gewählt, dass das Brett genau in der Mitte geteilt wurde. Auf die hinteren Latten wurde dann noch ein Brett mit Schraubzwingen als zusätzliche Führung und Auflagefläche befestigt.
Der zweite Versuch lief gut durch und keine weiteren Hindernisse wurden festgestellt. Allerdings kam die Ernüchterung, als ich die geschnittenen Latten aus der Führung nahm. Die Bretter standen soweit unter ihrer natürlichen Spannung, dass sie sich während des Sägens verzogen haben und der Schnitt somit krumm und schief war. Zudem war der ganze Vorgang durch die Größe deutlich lauter und dreckiger als gedacht.
Nochmal zum Baumarkt einen Gehörschutz und noch ein paar zusätzliche Schraubzwingen gekauft. Davon kann man ja eh nie genügend haben. 😉 Einen Mund-Nasen-Schutz hatte ich zum Glück bereits in meinem Werzeugfundus. Denn, auch im Bezug auf Masken, war der Baumarkt komplett ausverkauft. Und nein, damit meine ich nicht die Corona-Masken, von denen man mittlerweile auch einen Fundus im Haus hat. Auch der Gehörschutz war fast ausverkauft. Ich fragte mich tatsächlich, was die Leute gerade so trieben. Bauen gerade alle sowas wie Volieren? Wohl kaum!
Zurück zur heimischen Baustelle: Mit den zusätzlichen Schraubzwingen wurde das zu sägende Brett nun noch an zwei Stellen quer verspannt, um es in einer geraden Position zu halten. Mit Mund-Nasen-Maske und dem Gehörschutz in den Ohren, wurde nun der dritte Versuch gestartet. Lief soweit ganz gut, allerdings musste man am Ende des Brettes mit dem Querdruck extrem aufpassen. Was passiert wenn man Querdruck auf ein Brett gibt und man aus der Mitte einen Teil raus nimmt? Genau! Die zwei Bretthälften werden zusammengedrückt und quetschen das Sägeblatt ein, welches durch den Motor weiter angetrieben wird und sich frei arbeiten möchte.
Es ist grundsätzlich nicht zur Nachahmung zu empfehlen, vor allem, wenn ihr mit den Werkzeugen ungeübt seid. Es ist deutlich einfacher, wenn ihr euch fertige Latten in euren Maßen besorgt und solche Experimente nicht machen müsst. Bei uns hat die Zeit gedrückt und durch Corona war die allgemeine Nachschublieferung an Material so schon schwierig genug, da viele nicht gearbeitet haben und kein Baumarkt uns Lieferzeiten nennen konnten.
Der Schnitt war noch nicht perfekt, aber deutlich gerader als vorher. Das Ganze sollte allerdings auch keinen Schönheitswettbewerb gewinnen, sondern unseren Hasen ein neues zu Hause bieten, welches sie mit viel Freude sowieso annagen würden.
Der zweite Tag geht mit dem dritten gesägten Brett zu Ende und ich hoffte, dass es am nächsten Tag schneller gehen würde, damit mal ein Progress zu sehen ist.
Tag 3
Nachdem ich am Vortag über und über mit Sägespäne bedeckt war, bin ich noch auf die glorreiche Idee gekommen, meinen Staubsauger als Absaugung an die Kreissäge anzuschließen. Mit der kompletten Montur, wurde an diesem Abend der ganze Stapel Bretter erfolgreich geteilt.
Allerdings fragten wir uns, wo der bestellte Volierendraht blieb, da bereits mehr als eine Woche vergangen war. Auch, wenn wir gerade erst bei Tag 3 des Volierenbaus sind. Leider hatten wir nicht jeden Tag Zeit zum Bauen. Beim Baumarkt angerufen. Leider konnte man uns keinen voraussichtlichen Liefertermin nennen. Man solle in zwei Wochen noch mal anrufen, ob ein Liefertermin avisiert ist oder evtl. eine Lieferung gekommen sei. So lange wollten wir dann doch nicht warten, also begann die Suche nach einer Alternative.
Tag 4
Den Volierendraht konnten wir dann glücklicherweise bei Baumarkt A über den Onlineshop bestellen und wurde dann prompt geliefert. Die Bestellung bei Baumarkt C konnten wir dann auch ohne Probleme stornieren.
Ein paar Besorgungen sind noch fällig gewesen. Ein E-Tacker, Tackernadeln, Flachverbinder und Balkenwinkel wanderten in den Einkaufswagen und in das heimische Materiallager.
Ansonsten wurde an diesem Abend die Werkbank umgebaut. Der Maßtisch wurde in die Ecke gestellt, falls er nochmal gebraucht wird. Mit einer weiteren alten OSB Platte wurde eine neue Werkbank aufgebaut für die kommenden Arbeiten.
Am nächsten Tag sollte dann der offizielle Bau beginnen, nachdem jetzt alle Materialien vorhanden sind.